So, Freunde. Ziel erreicht, alles fertig.
Mein 100% Ziel hatte ich als La Rochelle deklariert. Ich muss gestehen, das war ein wenig geflunkert. Weil eigentlich ist La Rochelle nur der nächste für Robulla erreichbare Hafen in der Nähe meines wirklichen Ziels, dem 670-Seelen-Dorf La-Faute-Sur-Mer. Und selbst das stimmt nicht mal mehr, dann La-Faute-Sur-Mer wurde 2021 mit L’Aiguillon-Sur-Mer zu L’Aiguillon-La-Presqu’Île. Tja, so schnell kann’s gehen und mein „Fehler am Meer“, ist fort. Nicht ganz fort, aber halt „weg“.
Nun gut. Ich hatte aus Gründen keine Lust nach La Rochelle zu segeln und so fasste ich den Entschluss, die Distanz von rund 50km zwischen Les Sables und La Faute per Bus zu überwinden (Kosten: 3,50€. Zum Vergleich, Köln-Düsseldorf kostet irgendwas um 10€). Einmal durch die Landschaft der Vendée, die geprägt ist von Äckern, auf denen spät im August noch Mais und Sonnenblumen stehen, See-Kiefern-Wäldern und dem Zirpen der Grillen, während die Luft über dem Land aufgrund der Hitze flimmert. Die Häuser hier tragen Namen und in regelmäßigen Abständen fahren wir an großen Campingplätzen vorbei.
Der geneigte Leser fragt sich jetzt vielleicht, weshalb ich denn unbedingt zu diesem verlorenen Örtchen reisen wollte. Wie so oft bisher ist die Antwort „aus sentimentalen Gründen“. Mein Papa als Journalist hatte Ende der 80er ein großes Euramobil zum Test bekommen, damit sind wir (Mama, Papa, meine Schwester und ich) dann einmal rund um Frankreich gefahren. La-Faute-Sur-Mer hat es uns irgendwie angetan und wir haben noch viele weitere Urlaube dort verbracht. Im Wohnmobil auf dem Campingplatz „Les Flots bleus“, oder dort im Zelt oder Mobilhome, oder auch mal in einer Ferienwohnung. Da ich jetzt eh schon in der Nähe war, wollte ich mir die Chance nicht nehmen lassen, an diesen Ort meiner Kindheit zurückzukehren.
Nun war ich also hier angekommen und konnte feststellen, dass die mir in Erinnerung gebliebenen Orte und Attraktionen auch die letzten 25 Jahre überdauert hatten. Das Lokal am Campingplatz war noch da und hatte sogar noch ungefähr das selbe Wochenprogramm, die Shops auf der Einkaufsstraße haben überlebt und am aller wichtigsten, der Bonbonproduzent war noch vor Ort! Dort habe ich als kleines Mädchen Stunden damit verbracht, zuzusehen wie Bonbons und Lutscher hergestellt werden. Jedes Mal mit der kleinen Hoffnung, eine dieser noch warmen Köstlichkeiten von meinen Eltern spendiert zu bekommen.
Jetzt, als großes Mädchen, besuchte ich den lokalen Austernproduzenten (12 Austern + 1 Glas Wein für 10€!) und anschließend ein Muschelrestaurant. Nach dem Verzehr der Meeresfrüchte habe ich mir den restlichen Tag für ausgiebige Nickerchen am Strand reserviert. Auf dem Weg durch die Dünen erinnere ich mich, wie anstrengend mir der Weg als Kind vorkam. Ewig lang, drückend heiß, bepackt mit tausend Dingen, die man unbedingt am Strand benötigt. Dafür aber gibt es hier ganz vorzügliche Wellen, für die man eben große Schwimmreifen und Bodyboards mitschleppt. Bei Niedrigwasser tauchen die Muschelbänke aus dem Meer auf, bei Springzeit kann man sogar zwischen den Pfählen spazieren gehen. Vor La Faute liegt die Île de Ré und vom Strand aus sieht man auch die große Brücke, die La Rochelle mit der Insel verbindet.
Abgerundet habe ich den Tag mit einem Einkauf beim Bonbonhersteller, bevor mich der Bus wieder nach Les Sables D’Olonne brachte.
Die kommenden Tage werde ich auf der Île D’Yeu verbringen, um mich dort auf die Überquerung des „Golfe de Gascogne“, also der Biskaya, vorzubereiten.
In der nächsten Folge lesen sie: Dos cervezas por favor – Orka Abwehr durch rudimentäre Spanischkenntnisse.
Schreibe einen Kommentar