Lifestyles of the rich and the famous

Mallorca, Porquerolles, Marseille, Köln, Hamburg und weiter mit kurzem Stopp in Saint-Tropez bis nach Cannes. Willkommen im meinem Jetset-Leben!

Nachdem ich nun reich und berühmt bin (höhö…), habe ich mir gedacht, such ich mal nach meinesgleichen und zack, ankert die Robulla zwischen den beiden Häfen in Cannes, und schafft es dabei, nicht das kleinste Boot in der Bucht zu sein! Zugegeben, viele der „tender to“ sind größer als meine Yacht, aber wen stört das denn. Immerhin bin ich die einzige Contest hier und represente ganz krass.

Hier ist vermutlich gerade etwas voller als sonst, denn es findet das „Cannes Yachting Festival“ statt. Bootsmesse mal anders. Statt im dicken Pulli bei typisch rheinländischem Wetter durch das architektonisch ebenso wie Köln fragwürdige Düsseldorf zu marschieren, flaniere ich im kurzen Kleidchen über die mit Grand Hotels geschmückte „La Croisette“. Das mit dem Kleidchen war nebenbei bemerkt eine größere Herausforderung. Ich habe die Tendenz einfach jedes Kleidungsstück, das ich in der Nähe des Bootes trage, spätestens nach 5 Minuten mit einem nicht herauswaschbaren Fleck zu versehen. Jetzt wollte ich im schönen Kleid mit dem Schlauchboot bis in den Hafen fahren. Hallelujah…

Ein Wunder ist passiert und so konnte ich im sauberen Kleidchen über die Standmeile stolzieren, die die beiden Häfen des Yachting Festivals verbindet.

Yachting Festival

Aus dem Bereich „Zubehör“: Schutzhauben für die Nespresso-Maschine

Zwei Häfen? Ja. Weil man es kann. Im Vieux Port findet man große und kleine Motorboote und ein bisschen Zubehör. Wobei das Zubehör hier definitiv nicht geprägt ist durch „den Holländer mit dem günstigen Tauwerk aus der Grabbelkiste“. Nein, hier findet man edle Sattlereien und Wassermacher für Megayachten, dazu Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle und Stabilisatoren, damit das Boot vor Anker ruhig liegt.

Ganz charmant finde ich bei den Motorbooten jene, die einfach ihren eigenen (Whirl)pool mitbringen. Das löst gleich mehrere Probleme auf einmal, von denen ich bisher gar nicht wusste, dass ich sie habe. Tiefen Respekt empfinde ich vor den Eignern von „Cotton Candy“, einem sehr sehr großen Katamaran, ganz in Altrosa gehalten. GANZ! Das Konzept ist wirklich bis zum bitteren Ende durchgezogen worden, sogar die Besucherpantoffeln sind im farblich passenden Plüsch gehalten.

Groß, größer, Megayacht

Im Port Canto, am anderen Ende der Bucht, sind Segelyachten und Gebrauchtboote angesiedelt. Bei den Gebrauchtbooten gibt es auch echte Schnäppchen! Zum Beispiel die „Norfolk Star“ aus dem Hause Perini Navi, die nach einem intensiven Refit 2020 inklusive Neulackierung nun für knapp 6 Millionen Euro zu haben ist.

Die „Norfolk Star“, Schnäppchen auf dem Gebrauchtbootmarkt

Faszinierend finde ich, dass ich viele der hier ausstellenden Werft wenig bis gar nicht kannte. So zum Beispiel Southern Wind, deren größtes Exponat die Swan 58 schlicht und ergreifend winzig wirken lässt. Klar hängen hier auch DufBenJeanBavHan(yet another white boat) rum, irgendwie wirken sie aber ebenso wie HallbergRassy ein wenig fehl am Platz.

Seltsam beruhigend empfinde ich die Sika Schmiererei an den Püttingen einer Grand Soleil 72 Long Cruise. Offensichtlich hat so jeder seine Probleme mit der Dichtheit.

Das perfekte Boot

Zwei Boote habe ich auch besichtigt: Die Contest 55CS und die Jeanneau Yachts 55. Die Contest ist im mittlerweile auf fast allen Modellen der Werft sehr ähnlichem, funktionalen Layout gehalten und besticht durch ihre herausragende Verarbeitungsqualität und der Liebe fürs Detail. Die Jeanneau hingegen hat ein ungewöhnliches Konzept, das voll meine Bedürfnisse trifft, indem sie einen großen Wohnraum für den/die Eigner:in und sehr viel Privatsphäre für Gäste bietet. Außerdem hat man hier endlich akzeptiert, dass auf Langfahrt eh nie wer am Ruder steht und dementsprechend das Layout des Cockpit auf komfortables Passagemaking angepasst.

Leider fehlt auf diesem Boot allerdings die Qualität, die man bei Contest findet und an manchen Stellen hat man versäumt dann doch den ganzen Weg zu gehen. Zum Beispiel kann man diverse Optionen zum Schutz des Niedergangs/Cockpits wähle, unter anderem einen festen Dodger, der den Außenbereich quasi in einen Wintergarten verwandelt. Mega cool, aber: es fehlt die Möglichkeit, eines der Fenster nach vorne zu öffnen, um für Durchzug zu sorgen. Das geht nur bei der textilen Sprayhood. Mein perfektes Boot wäre ein Zwitter aus den beiden Yachten: Layout von Jeanneau und Ausbau von Contest.

Am Rande notiert

Was technische Innovationen angeht, fallen mir zwei Dinge besonders auf:

  • Es tauchen immer mehr Starlink Satellitenschüsseln auf dem Booten auf
  • Solarenergie bis zum Umfallen. Dabei geht zum Beispiel Sunreef bei seinen „ECO“ Modellen soweit, dass sie nicht nur die Rümpfe ihrer Kats mit Solarmodulen tapezieren, sondern auch noch den Mast! Gut, das geht auf 80 Fuß etwas einfacher als auf 34. Dennoch: 164m^2 Solarfläche, bis zu 45.000 Wp. Das sind beeindruckende Zahlen. Damit kann man dann auch schon ganz gut den Icemaker betreiben.

Farblich kommt auch etwas mehr Leben in die Bude. Neben der oben erwähnten Motoryacht in Altrosa, begegnet man auch kräftig blauen, gelben, grünen Booten. Gefällt mir.

Außerdem gefällt mir, dass ich keinen Eintritt zahlen muss. Unter der Auflage, dass man das Gelände über den „Sail“ Eingang im Port Canto zwischen 10 Uhr und 11 Uhr betritt, bekommt man bis zu zwei Freikarten pro Person. Am Freitag geht die Messe sogar bis 22 Uhr, so dass man die Yachten mit fabelhafter Beleuchtung bewundern kann. Hier geht der Trend weg von der Unterwasserbeleuchtung, insbesondere bei Segelyachten. Den Mast hat auch mittlerweile jeder angestrahlt, was neu ist und sehr sexy: in der Scheuerleiste integrierte LED-Streifen.

Samstag darf ich dann noch aus der ersten Reihe in der Ankerbucht das zur Messe gehörende Feuerwerk bewundern. Echt erste Sahne hier.

Cannes City

Der Rest von Cannes ist auch nicht direkt hässlich: Enge verwinkelte Gassen, in die irgendwie immer noch ein Restaurant passt. Viele Altbauten, Palmen, Papageien und azurblaues Wasser direkt vor der Haustür. Dazu viel Sonnenschein und selbstverständlich französische Küche. Im Hintergrund die Voralpen und vorne rum noch ein paar nette Inselchen. Wenn nicht gerade zwei riesige Kreuzfahrtschiffe in der Bucht liegen und ihre Gäste in die Stadt ausschütten, dann ist es auch in der Innenstadt nicht zu überfüllt. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch auf dem Marché Forville, der Dienstag bis Sonntag von 7 Uhr 30 bis 13 Uhr 30 geöffnet ist. Im Anschluss kann man sich dann in einem der Cafés rund um die Markthalle niederlassen und dem bunten Treiben zugucken.

Apropos Treiben: nach dem Abschluss des Yachting Festivals am Sonntag mit Hup-Konzert der ausgestellten Boote, findet am Montag ein wahrer Exodus statt. Diesem schließe ich mich an und lasse mich die nächsten Tage ganz gemütlich in Richtung Saint-Tropez treiben. Dort finden nämlich Ende des Monats die Regatten der „Voiles de Saint-Tropez“ statt und die möchte ich mir gerne ansehen.

Du möchtest zukünftig sofort über neue Beiträge Informiert werden? Dann melde dich jetzt zum Newsletter an:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.