What the hell am I doing here…

… I don’t belong here

Diese Zeilen von Radiohead sind seit Monaten fix in meinem Kopf eingezogen. Weder auf meinem Boot, noch in meiner Wohnung habe ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Ich bin geplagt von einer Art chronischer FOMO.

La bella Italia, la bellissima Sardegna

Im April sind Robulla und ich wieder los. Ein bisschen Cote d’Azur genießen und dann endlich rüber zum vor langer Zeit erklärten Ziel, nach Italien. Schön war es, mal wieder unterwegs zu sein. Endlich wieder stundenlang auf’s Wasser starren und sich zu wundern, wie krass Blau es ist.

Ligurien als Einstieg ins Dolce Vita war nett, Cinque Terre vollkommen überlaufen und gleichzeitig ziemlich geil. Elba hat sich als durchaus Exil-geeignet herausgestellt. Der kurze Abstecher nach Korsika auf dem Weg nach Sardinien war insbesondere gut, um wieder französische Lebensmittel aufzustocken. Und dann, BÄM: Costa Smeralda. Für mich das allergeilste und schönste Segelrevier, das ich bisher erleben durfte.

Zwei Erkenntnisse habe ich dort gewonnen:

  1. Das Wasser geht noch immer krasser Blau
  2. Die Yachten gehen noch immer krasser groß.

Hinter jedem Busch verbirgt sich eine Ankerbucht, so dass für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis (und jede Windrichtung) etwas Passendes dabei ist. Sehr schön konstante Winde, durch die vielen vorgelagerten Insel in der Regel kombiniert mit ziemlich glattem Wasser. Es hat schon seine Gründe, warum Regatten wie der Maxi Yacht Rolex Cup oder der Rolex Swan Cup genau hier ihre Heimat gefunden haben. Im Maddalena Archipel zu ankern vermittelt einem den Eindruck, man wäre aus Versehen in einen Swimmingpool gefahren.

Soziale Heimat und Urlaub

Ein absoluter Traum für Seglerinnen also, den ich bis Anfang Juli genießen durfte, bevor ich mich zu meinem 2-monatigem Heimaturlaub nach Deutschland begeben habe. Robulla wurde geboatsittet, während ich meine ‘sozialen Tage’ mit allen meinen Freunden verbracht habe. Außerdem durfte ich noch Neues ausprobieren: Ich habe meine ersten Segeltrainings für Frauen durchgeführt und ich glaube, es war nicht ganz furchtbar für die Teilnehmerinnen.

So schön diese zwei Monate auch waren, so anstrengend waren sie auch. Jeden Abend unterwegs und Menschen treffen, kombiniert mit Reisen quer durch die Nation – das schlaucht ganz ordentlich. Ich freute mich also Ende August meine Koffer zu packen, um in die zweite Hälfte meiner Segelsaison zu starten. Zudem hatte ich mir noch eine ganze Woche richtigen Urlaub reserviert, um einfach nur zu Segeln.

Was jammere ich denn jetzt so rum? Tja.

Kaum an Bord musste ich feststellen, dass irgendwas mit meiner Dicken nicht in Ordnung ist. Ein paar Kleinigkeiten sind in meiner Abwesenheit kaputt gegangen. Kein Thema, “wo gehobelt wird, da fallen Späne”. Aber da ist noch was Größeres: Der Antriebsstrang verhält sich seltsam und noch sehr viel besorgniserregender: es kommt Salzwasser ins Boot. Nicht durch undichte Teile, sondern durch das Laminat.

So habe ich dann meine Woche Urlaub und “Nichtstun” damit verbracht, kurzfristig einen Krantermin zu bekommen und mich mit der Versicherung abzustimmen. Entspannung pur also, während ich mir schon ganz schlimme Dinge ausgemalt habe.

Alles doof.

Aber nun, nicht verzagen, weiter machen. Krantermin ist organisiert, Kutter wird aus dem Wasser geholt und was soll ich sagen? Es ist alles noch viel beschissener, als ich es mir hätte vorstellen können und meine Segelsaison, zumindest die mit dem entspannt Rumsegeln, ganz offiziell beendet.

Immerhin, das mit dem Antriebsstrang lässt sich klären. Ich hatte 2023 vor Saint Tropez den schlimmsten Tag ever und offensichtlich hat die Welle damals doch einen Hau weg bekommen. Weil ich das Boot danach so gut wie nicht mehr genutzt habe, ist es aber gar nicht richtig aufgefallen. Erst als sich dieses Jahr dann das Wellenlager unter der Belastung verabschiedet hat, ist es plötzlich sehr prominent geworden.

Was die anderen Sachen angeht: Es ist kompliziert. Weil ich auch noch mit der Versicherung Dinge zu klären habe, mag ich noch nicht im Detail darauf eingehen. Fakt ist aber, dass Dickerchen intensivere Behandlung braucht. Wer was wann und wo? Muss geklärt werden.

Never gonna give you up ..?

Ich muss zugeben, ich habe in den letzten Tage schon ein wenig die Bootsbörsen durchstöbert, wieviel ich denn für Robulla wohl bekommen könnte. Ich habe immer gesagt, dass ich den Bums hier mache, solange es Spaß macht. Der wird aber aktuell eher in negativen Einheiten bemessen. Mir ist durchaus bewusst, dass Eigentum verpflichtet und ich mir mit Kauf des Bootes wirklich einen ordentlichen Klotz ans Bein gebunden habe. Ich hatte allerdings auch die Hoffnung, dass es irgendwann gut, oder zumindest besser wird.

Andererseits ist dieses Stück Plastik inzwischen zu einem Teil von mir geworden. Ich bin Seglerin und Eignerin. Wenn ich das Boot nicht mehr haben sollte, was bin ich dann noch? So ganz mag ich mich davon noch nicht verabschieden. Das eingangs erwähnte Gefühl, nirgends richtig hinzugehören darf an dieser Stelle einfach ignoriert werden. I do belong here.

Deshalb sitze ich jetzt hier, hoch und trocken auf meinem idyllischen Werftplatz an der Schnellstraße, und plane Dinge und hole Angebote ein und freue mich, dann halt wieder mehr Zeit mit meiner Heißluftfritteuse in Köln zu verbringen, während die Dicke wieder heile wird.

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