Gestern war unser neunter Tag auf See. Wir hatten rund 1.200 Seemeilen im Kielwasser und ungefähr noch genauso viele vor uns und damit die Hälfte der Strecke geschafft.
Zur Feier des Tages gab es am Nachmittag Kuchen und zum Abendessen ein kleines Schlückchen Sekt. Ansonsten herrscht während unserer Reise absolute Abstinenz, auch während der Freiwachen, da wir jederzeit auch mal eine „All Hands“ Situation haben können.
Ich habe mir einen Tag im Bett gegönnt. Da ich direkt vom Winterschlaf auf der Couch zuhause in die Atlantiküberquerung auf der Balu übergegangen bin und möglicherweise während des Winters gar keinen Sport betrieben habe, muss sich meine Muskulatur erst wieder aufbauen. Dabei geht es nicht nur um das aktive Arbeiten am Boot, sondern allein schon das auf dem sich ständig bewegenden Boot zu leben erfordert ununterbrochenen Muskeleinsatz. Das ist anstrengend und dazu kommt der unnatürliche Schlafrhythmus, der durch die 3-stündigen Nachtwachen unterbrochen wird. Damit möchte ich auch hiermit das Ausbleiben von Meldungen in den letzten Tagen entschuldigen. Ich hatte einfach einen Durchhänger.
Den Tag zuvor haben wir die etwas stabilere Lage des Bootes, die uns das große bunte Parasailor-Segel bietet genutzt, um das gerissene Gurtband am Schothorn des Großsegels zu flicken. In zwei Stunden haben wir zu zweit sage und schreibe 40 Stiche genäht und waren danach platt. Balu konnte sich trotz Parasailors nicht vollständig der Bewegungen der See entziehen. Das erforderte von uns, dass wir uns besonders auf die Aufgabe konzentrierten, um uns nicht zu verletzten oder Werkzeug über Bord gehen zu lassen (viel Spaß mit der Klemmzwinge, lieber Neptun…). Zudem hatte jeder eigentlich nur eine Hand frei, denn mit der anderen haben wir uns getreu dem Spruch „eine Hand für sich, eine Hand für das Boot“ festgehalten. Mit unserer Arbeit, die zwar nicht schön, aber dafür selten ist, sind wir zufrieden und vertrauen darauf, dass es zumindest bis Horta halten wird.
Seit gestern Nacht stecken wir wie vorhergesagt in einer Flaute. Da wir in weiser Voraussicht genug Diesel in Tanks und Kanistern gebunkert haben, können wir unter Maschine fahren. Anders als das französische Segelboot, dem wir gestern in der großen Weite des Nordatlantiks bis auf wenige hundert Meter nahegekommen sind. Ich habe über Funk ein wenig mit ihnen geplaudert und wir haben uns auf einen Drink bei Peters auf Horta verabredet.
Angenehmer Nebeneffekt der Fahrt unter Motor: Heute ist Duschtag denn es gibt warmes Wasser! Damit hätten wir dann auch wohl schon das Highlight für heute besprochen.
Für den Blog noch ein Nachtrag eines Videos, das bisher nur in den Sozialen Medien verfügbar war:
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