We’re going to Ibiza!

Von Alicante nach Ibiza sind es rund 90 Seemeilen, für die ich mit Robulla 20 Stunden einkalkuliere. Bedauerlicherweise fallen passende Wetterfenster nicht immer auf ein Wochenende. Weil ich aber die Schnauze vom Festland voll hatte und weg wollte, arrangierte ich noch kurz ein paar Termine um, reichte 2 Tage Urlaub ein und machte mich Montagnachmittag auf die Socken.

Entsprechen der Wettervorhersage hatte ich bis 23 Uhr noch „Flaute von hinten“ und lies deshalb den Herrn Kraftmann seinen Job verrichten. Dann drehte der Wind um knapp 180° und frischte auf und so habe ich zunächst alles Tuch zum Einsatz kommen lassen. Im Verlauf der Nacht setzte ich dann Reff 1, 2 und 3 im Großsegel und rollte die Genua entsprechend auch immer kleiner. Da die Welle in den ersten Stunden schön von hinten kam und Robulla mit Rumpfgeschwindigkeit am Wind düste, konnten wir gaaaaaanz lange Surfs auf den Wellen genießen. Das war mal wieder richtig geiles Segeln, das erste Mal seit der Fahrt nach Gibraltar. Das lag immerhin schon über 6 Wochen zurück! Kein Wunder, dass ich langsam gefrustet war.

Als Bootsbesitzer hat man es ja dicke!

Der Kater hat übrigens bei irgendwas um die 25 Knoten Wind noch beschlossen, dass er dann jetzt mal seine Runde über das Vorschiff dreht. Seitdem wird bei viel Wind und Nachts die Katzenklappe geschlossen. Die genaue Windgeschwindigkeit kann ich übrigens nicht sagen, da der entsprechende Teil meiner Anlage leider nicht mehr richtig funktioniert. Es ist Sand im Kugellager des Anemometers. Der kommt da offensichtlich rein, man bekommt ihn aber nicht mehr richtig raus. Zumindest ich habe es nicht im ersten Anlauf geschafft. Das Teil sitzt ganz oben am Mast, jetzt nicht direkt die zugänglichste Stelle. Ein Ersatzteil kostet schlappe 440€ und kommt sicherlich mit demselben Problem einher. Meines hat jetzt auch ganze 3 Jahre seinen Job getan, da kann man Raymarine doch schon nochmal wieder Geld in den Rachen werfen. Ohne Windgeschwindigkeit macht allerdings der Autopilot auch nicht mehr alles, was er theoretisch könnte: die Funktion des Steuerns nach Winkel zum Wind fährt nur noch Kreise. Also maximal lästig.

Oder vielleicht doch nicht..?

Aber ich schweife ab. Der Kater, das Boot und ich sind heile auf Ibiza angekommen. Türkisblaues, warmes Wasser, Fische, der gewohnte Schwell. Aber: Landschaftlich doch etwas netter anzusehen, hier in meiner Cala Tarida. Ganz neu ist auch die dank der anderen Ankerlieger gewonnenen Erkenntnis, was für ein armer Schlucker ich eigentlich bin. Hier hat jeder irgendwie noch Jetskis und einen eigene Wasserrutsche dabei und die Charter der Boote kostet 400.000€ die Woche. Ich lasse mich nicht lumpen und investiere auch in Wasserspielzeug. Ein bisschen befriedigend ist, dass auch die Reichen und Schönen ihre liebe Mühe haben, in der Brandung mit dem Schlauchboot anzulanden.

Versorgungsstopp

Nach ein paar Tagen vor Anker habe ich ein Problemchen. Jemand hat vergessen in Alicante nochmal Wasser in die Tanks zu füllen und nun sind sie leer. Kein Weltuntergang, sollte aber geändert werden. Auf Ibiza lässt sich das zum Beispiel in Sant Antoni de Portmany lösen. Dort zahlt man für ein Boot in Robullas Größe 8€ pro halbe Stunde für Verpflegungsstopps und darf dafür Wasser und Strom nutzen. 16€ später sind meine Tanks voll und der Akku auch noch etwas nachgeladen und so verlege ich das Boot auf den Ankerplatz vor dem Hafen. Wenn ich schon einmal „in der Stadt“ bin, nutze ich das für Einkäufe und den obligatorischen Besuch im Waschsalon.

Heute war dieser aber mal besonders, denn ich begegnete dort der Crew der Pace (https://linktr.ee/goodjibesonly). Pace ist auch eine Contest, der ich schon seit geraumer Zeit auf Instagram folge, und sie mir und so war es echt lustig, ihre Crew jetzt total random im Waschsalon in echt zu treffen.

Der Schlauchboot-Steg in Sant Antoni ist ein wahres Träumchen, geradezu luxuriös. Von dort aus kann man sehr gut Supermärkte und besagten Waschsalon erreichen. Das Publikum an Land ist ganz eindeutig der Umgebung entsprechend und nicht so meins, weshalb ich hier auch nicht allzu viel Zeit in der Stadt verbringe.

Bertl on Tour

Außerdem gibt es noch so viele Ankerbuchten zu entdecken! Mein nächstes Opfer: Port de San Miquel. Wobei das „Port“ gelogen ist, hier gibt es nämlich gar keinen Hafen! Dafür aber genug andere Dinge, die man sich angucken könnte und deshalb richte ich den Bertl her und bummel mit dem Schlauchboot durch diese und die angrenzende Ankerbucht. Sonst habe ich das mit dem Rad gemacht: losgefahren, eher ziellos durch die Gegend gurken und umgucken. Jetzt mache ich das halt mit dem Schlauchboot. Gar nicht so schlecht, muss man sich dabei doch deutlich weniger körperlich anstrengen und für Proviant ist genug Platz an Bord. So besuche ich den Hippie Markt in Benniràs, gönne mir einen (leichten) Cocktail in Beachclub und abschließend eine Tour um die lokale Felsnadel im Wasser.

Portinatx

Letzte Station meines Aufenthalts auf Ibiza war dann vor Portinatx. Hier habe ich aufgrund der beengten Platzverhältnisse ein wenig spannend geankert, mit dem Heck des Bootes nur knapp eine Bootslänge von der steinigen Küste entfernt. Da braucht man schon ein wenig Vertrauen in seinen Anker! Um das Vertrauen zu erhöhen habe ich den Anker ordentlich eingefahren und dabei ganz den armen Bertl vergessen und ihn überfahren. Erst seine quietschenden Schmerzensschreie ließen mich vom Bug zurückeilen. Glücklicherweise ist dabei keinem was passiert. Zum Schorcheln jedenfalls war das eine Position ersten Ranges, denn zwischen den Felsen tümmeln sich die Fische und lassen sich gut beobachten. Irgendwann mache ich ihn noch, diesen Tauchschein!

Da Sonntag war und ich mich bisher nicht viel bewegt hatte, nutze ich die Stunden des späten Nachmittags für eine kleine Wanderung bis zum Leuchtturm und die angrenzende Cala d’en Serra. Das Anlanden mit dem Schlauchboot in Portinatx ist besonders, denn hier gibt es weder einen Dinghi-Steg noch zieht man es einfach an den Strand. Stattdessen gibt es Bojen, an denen man sein Schlauchboot festmachen kann. Leider bedeutet das auch, dass man nicht trockenen Fußes an Land kommt.

Nach der Wanderung noch auf einen Sundowner in eines der Lokale mit Blick auf’s Wasser und somit auch auf meine Robulla. Kein schlechter Abschluss. Insgesamt gefällt es mir auf Ibiza gut, allerdings sollte noch am Schwell und dem doch ab und an auftretenden musikalischen Belästigungen durch andere Ankerlieger gearbeitet werden. Für mich geht es am Montag nach Feierabend noch auf eine kleine Tour, rüber nach Mallorca.

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