Costa Wasauchimmer

Zwischen Motril und Cartagena liegen vor allem Obst- und Gemüseplantagen. Nichts, was mich besonders reizte und so entschied ich mich dazu, einfach mal durch die Nacht unter Motor zu fahren um anschließend vor La Azohía den Anker fallen zu lassen.

In der Bucht erlebte ich das erste Mal das krass türkisblaue, klare Wasser des Mittelmeers. Auf 12 Meter Tiefe brauchte ich nicht zu schnorcheln, um mich von der Situation des Ankers zu überzeugen. Das konnte ich einfach vom Boot aus sehen. Ebenso die Fische, die sich um mein Boot tummelten.

Links, rechts, links, rechts

Ein weiteres Merkmal von Ankerbuchten im Mittelmeer scheint aber zu sein, dass es einfach immer schaukelt. Entweder durch Motorboote und Jetskis, oder weil bei Flaute aus dem Nichts ein fieser Schwell anrollt, der immer von der Seite kommt und das Boot wie besoffen taumeln lässt. Das ist nicht nur lästig, es ist über Tage und Wochen hinweg zermürbend. An gesunden Schlaf ist nicht zu denken und tagsüber kann man nichts machen, ohne sich festhalten zu müssen. Wie bereits einmal geschrieben: Immer eine Hand an der Tasse.

Als morgens das Boot so stark rollte, dass abwechselnd die linke und die rechte Scheuerleiste ins Wasser eintauchten, war für mich die Zeit gekommen, diese Bucht zu verlassen und Zuflucht in Cartagena zu suchen. Hier entschied ich mich auch wieder aufgrund von Bewertungen bei Navily für den linken Hafen. Anlegen mit dem Heck zum Steg funktionierte dieses Mal allerdings gar nicht. Der starke Seitenwind in Kombination mit dem Radeffekt meines Propellers sorgte lediglich dafür, dass ich den Kiel in den Mooring-Leinen der anderen Boote einfädelte und so blieb mir nichts anderes übrig, als mit dem Bug an den Steg zu gehen. Der Empfang im Hafen war sehr freundlich, das Hafenbüro für meinen Geschmack ein wenig zu „gehoben“, was im krassen Kontrast zu den extrem rustikalen sanitären Anlagen stand. Hier sind halt keine Fahrtensegler. Die Eigner wohnen in der Stadt und nutzen ihre Boote tendenziell eher stunden- als tageweise.

Alles doof

Die Stadt habe ich mir ehrlich gesagt gar nicht groß angesehen. In mir wuchs ein stetes Gefühl der Frustration an. Ich war erschöpft durch den Schlafmangel, mein Job war sehr kräftezehrend und irgendwie fühlte ich mich einsam. Ich war hier nicht mehr auf den Trampelfaden der Langfahrtsegler und mir fehlten diese Lebensabschnittspartnerschaften mit anderen Crews, die ich bisher so genossen habe. Überhaupt fehlte mir auch Leben in den Häfen. Mal jemand anderes als meine Meetingpartner oder dem Kater zum quatschen.

Zwei Dinge gaben mir noch ein bisschen Auftrieb: Zum einen, dass die Suria seit Gibraltar parallel zu mir fuhr und ich mir mit ihnen das Leid des Rollens teilen konnte. Zum anderen hatte ich in der Zwischenzeit mit Hilfe des Trans-Ocean Stützpunktleiters in Alicante dort einen Hafenplatz reserviert und einen Kontakt, der mir meine neue Ankerwinde einbauen konnte. Vielen lieben Dank hier auch nochmal an Stützpunktleiter Thomas, ohne deine Hilfe hätte das vermutlich gar nicht funktioniert!

Jut, also. Aufstehen, Krönchen richten, weiterfahren. Kurzer Zwischenstopp im Vorhafen von Torrevieja. Bei meiner Ankunft war es propenvoll und gefühlt kein Ankerplatz mehr frei. Zwei Stunden später, nach Sonnenuntergang lag ich mit nur noch einem halben Dutzend anderer Boote hier.  Zwar war das Hafenbecken an dem Tag randvoll mit Spiegeleiquallen, dafür lag man aber vor jeglichem Schwell hervorragend geschützt.

Alicante

Am nächsten Tag ging es nach Alicante. Dort wurde auch meine neue Ankerwinde eingebaut, was nicht ganz unkompliziert war, aber auch nicht wirklich spannend. Jetzt ist sie auf jeden Fall da und ich habe deutlich mehr Platz auf dem Vorschiff und sie leistet hervorragende Dienste.

Ansonsten war Alicante erstaunlich schlecht mit Bootsbedarfshändlern ausgestattet. Nein, falsch. Denn derer gibt es eigentlich genug, sie haben nur leider alle ein sehr überschaubares Sortiment. Man kann zwar fast alles innerhalb kurzer Zeit bestellen, aber vor Ort ist es sehr wenig für eine Stadt, die ja nun keine ganz kleine Rolle im Segelsport spielt. Außerdem war es nachts unerträglich laut, denn ein benachbarter Nachtclub hatte seine Anlage auf voller Lautstärke laufen. So konnte ich bis morgens um 6 Uhr in meiner Koje jedes Lied mitsingen. Wer braucht schon Schlaf?

It’s gettin‘ hot in here

Ach ja, und dann war da noch diese Hitzewelle. Es macht ganz besonders viel Spaß, bei weit über 40°C im windstillen Hafen vom Boot aus arbeiten zu müssen dürfen. Die einfache Tatsache, dass man existiert ist dabei schon schweißtreibend. Der Liegeplatz im Hafen führt außerdem dazu, dass ich mir den Sprung ins immerhin nur knapp 30°C „kalte“ Wasser nicht gönnen wollte.

Es wurde dringend Zeit, weiterzufahren und dieser Costa Wasauchimmer den Rücken zuzukehren.

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