Zurück aus Deutschland freute ich mich darauf, jetzt dann endlich mal die schöne Seite der spanischen Festlandküste im Mittelmeer zu finden. Bisher bestach die Ansicht von See aus hauptsächlich durch dem Massentourismus zuzuschreibende Betonburgen vor der eigentlich sehr schönen Kulisse der Sierra Nevada.
Auch Fuengirola ist geprägt von einer Form des Tourismus, die sich in meinen Augen dadurch kennzeichnet, dass man keinen dazu nötigt, mal was Neues zu entdecken. Statt die eigene Komfortzone zu verlassen, gibt es hier dann Deutsche, Englische oder sogar Niederländische (??) Lokale und in den Supermärkten findet man die dem jeweiligen Land zuzuordnende Produkte, so dass man sich quasi wie zuhause fühlt. Nur halt mit mehr Meer, Sonne und Strand. Nun gut, jedem das Seine. Meins ist es nicht.
Ich auf jeden Fall packte mein Boot und zog weiter, um vor der Marina del Este zu ankern. Träumchen von einer Bucht, sehr schöner Ausblick, direkt auch tausend Fische um das Boot rum. Nach Sonnenuntergang durfte ich seltsames Meeresleuchten beobachten: Taucher waren unterwegs und ihre starken Lampen sorgten für spannende Erscheinungen.
Ritt auf dem Wildpferd
Am nächsten Morgen allerdings absoluter Horror. Der Wind hatte gedreht und aufgefrischt und so lief die See direkt in die Bucht hinein. Statt hier noch ein bisschen zu bleiben und zu schnorcheln, wollte ich schnellstmöglich Anker auf und weg hier. Da meine Ankerwinde allerdings immer noch nicht ihren Dienst wieder aufgenommen hatte, musste ich das gesamte Ankergeschirr manuell liften. Was bei glattem Wasser kein Problem ist. Wenn das Boot aber bockt wie eine wilde Stute und dir die Kette durch die Bewegungen immer wieder aus der Hand gerissen wird, erkenne sogar ich an dieser Stelle ein gewisses Sicherheitsrisiko.
Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft und konnte Vollgas geben, um nach Motril zu gelangen.
Aufgrund der Bewertungen bei Navily entschied ich mich, die Marina Motril anzulaufen und wurde nicht enttäuscht. Sehr freundlicher Empfang, gute Sanitäre Anlagen, in der Werft scheint man sich zu kümmern und noch ein wirklich nettes Restaurant direkt im Hafen. Allerdings ist drumherum auch eher nicht so viel los.
Diagnose: Nicht zu retten
Was man von hier aus sehr gut machen kann, dank des hervorragenden Bus-Netzes in Spanien, ist einen Ausflug nach Granada und dort die Besichtigung der Alhambra. Für einen Teil der Alhambra, die Nasridenpaläste, benötigt man ein im Vorfeld gebuchtes Ticket für ein spezifisches Zeitfenster und da ich meines erst für einen Tag später ergattern konnte, widmete ich mich in der Zwischenzeit meinem besonderen Patienten. Was soll ich sagen… leider, nachdem der Patient ja nun schon einige Monate im Koma lag, konnte ich nach einem explorativen Eingriff in seine tiefsten Eingeweide nur noch den endgültigen Tod von Vetus Alexander I., treue Ankerwinde der SY Robulla, diagnostizieren. Nun gut. Dann kann man jetzt wenigstens weitere Schritte einleiten.
Vorher stand noch der Ausflug nach Granada an. Ein bisschen mit dem Rad zum Busbahnhof, dann mit dem Bus durch die Ausläufer der Sierra Nevada. Noch kurz mit dem städtischen Bus bis zur Alhambra und schwupps war ich auch schon da.
Sprachlos
Ich fühle mich als Autorin nicht erfahren genug, gut genug und auch nicht mit den passenden Werkzeugen ausgestattet, um die überwältigende Schönheit dieser Anlagen zu Papier zu bringen. Ich bin buchstäblich den gesamten Tag mit vor Erstaunen geöffnetem Mund durch die Gärten, Festungen und Säle spaziert. Die Liebe zum Detail, die Handwerkskunst und die weit über tausend Jahre zurückreichende Historie, die aus jeder Fliese, jeder Blume und jeder Schnitzerei herausströmen sind von mir nicht in Worte zu fassen. Auch Fotos werden ihnen nicht im Ansatz gerecht.
Deshalb nur meine Tipps: Auf jeden Fall lohnt sich der Besuch. Plant eher einen ganzen Tag dafür ein, es ist viel. Der Audioguide ist gut und ermöglicht es einem, den Besuch im eigenen Tempo durchzuführen. Man muss dafür nicht unbedingt ein Gerät ausleihen, ich konnte ihn mir dank eines Codes auf dem eigenen Handy (und eigenem Headset!) freischalten lassen, braucht aber eine relativ stabile Mobilfunkverbindung.
Bevor mein Bus zurück nach Motril abfuhr, hatte ich noch ein wenig Zeit, um durch Granada selbst zu schlendern. Der Eindruck, den ich hier gewinnen konnte, ließ Bedauern in mir aufkommen, dass ich nicht mehr von dieser Zeit mitgebracht hatte. So nehme ich mir vor, irgendwann erneut hierher zurückzukehren.
Schreibe einen Kommentar