Gibraltar

Jetzt bin ich also in La Linea. Das ist die spanische Stadt direkt neben Gibraltar. Auf der spanischen Seite festzumachen hat ein paar Vorteile: zum einen ist es günstiger, zum anderen müsste ich in Gibraltar den gesamten Zoll- und Einklarierungsprozess durchexerzieren und darauf habe ich schlicht und ergreifend keine Lust. Zumal ich mit Kater reise und die Einreise mit Haustieren in britische Territorien ein wenig komplizierter sein kann.

Ich bin ein Flugzeug!

In der Mittagspause schnappe ich mir mein Explorationsklapprad und begebe mich in den Abenteuermodus. Das Boot hat den Stecker, der den Plotter mit dem SeaTalkNG Netzwerk verbindet, kaputt gemacht und ich hoffe beim Ship Chandler in Gibraltar Ersatz käuflich erwerben zu können. Das bedeutet, dass ich mit dem Fahrrad über die Grenze fahren muss, was sich ein bisschen schräg anfühlt. Noch schräger wird es im Anschluss, denn dann fahre ich über den Runway des Flughafens. In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt viele meiner Aktivitäten durch gewisse Geräusche zu begleiten und ich finde, in dieser Situation passt ein „Wruuuuuuummm“ ganz hervorragend, während ich auf meinem treuen Drahtesel über das breite Betonfeld reite.

Der benötigte Stecker müsste bestellt werden und hätte eine Lieferzeit von rund einer Woche, weshalb ich dankend ablehne und zurück zum Boot fahre. Immer noch lustig, das mit dem Flughafen und der Grenze.

Nachdem ich alle Pflichten, die nun Mal mit einer Festanstellung einhergehen erledigt hatte, nahm ich mir vor diesen Felsen mit den Affen zu erkunden. Zum Glück checke ich allerdings vor Abreise die Öffnungszeiten, denn das Naturschutzgebiet wäre zu meiner Ankunftszeit schon geschlossen gewesen. Schade, aber morgen ist ja auch noch ein Tag und so arbeite ich einfach ein wenig vor, damit ich dann früher Feierabend machen kann.

Was ich auch noch gecheckt hatte, waren die Uhrzeiten der Starts und Landungen am nächsten Tag und so konnte ich meine nächste Mittagspause nutzen, um mit einigen anderen Planespottern, direkt an der Start- und Landebahn zwei Starts mitzuerleben. Öfter mal was anderes, oder?

Gibraltar Rock

Nach Feierabend ging es wieder mit dem Rad (stramme Waden!) zur Drahtseilbahn, die mich auf die Spitze des Berges befördern sollte und für die ich auch schon ein Ticket gebucht hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass auch dieses Gefährt den Einflüssen des Windes unterliegt und deshalb heute, weil zu viel Wind, nicht fuhr.

Im Nachhinein gesehen war das ein glücklicher Zufall, denn so bin ich mit einem der vielen Sammeltaxis, die zwar ein bisschen teurer sind als die Bahn aber dafür einen Guide mit sich bringen. Das Ticket für die Bahn habe ich sehr unkompliziert und zeitnah auf die Kreditkarte zurückerstattet bekommen.

Geführte Tour statt einsames Wandern

Die Tour war kompakt, hat aber in rund 1,5 Stunden alles geboten, was es zu sehen gab. Der Blick auf die Straße von Gibraltar, in der ich wenige Tage zuvor noch gesegelt bin, war beeindruckend. Den gesamten Schiffsverkehr von oben zu betrachten, gab ihm noch einmal andere Dimensionen. Der Berg, auf dem ich unterwegs bin, gilt als eine der beiden Säulen des Herakles. Die andere steht auf der anderen Seite, in Afrika. Diese Säulen bilden die imaginäre Grenze zwischen der Alten Welt im Mittelmeer und der Neuen Welt, jenseits des Atlantiks.

Die Straße von Gibraltar

Höhlenbesichtigung

Im Anschluss ging es in die Saint Micheals Cave, eine der vielen Höhlen. Diese wurde bereits seit mindestens der Antike genutzt. Im zweiten Weltkrieg wurde darin ein Militärkrankenhaus eingerichtet. Dieses kam aber dann nie zum Einsatz. Heutzutage werden die Tropfsteinformationen in der Höhle kunstvoll beleuchtet und außerdem finden dort Konzerte statt.

Mich laust der Affe!

Vorletzte Station auf der Tour war bei den berühmten Affen. Diese sind hier gar nicht heimisch, sondern wurden von den Soldaten eingeführt. Mittlerweile stehen sie unter Naturschutz und leben in guter Symbiose mit den Tourguides und Touristen. Unser Guide berichtet uns, dass ein paar Jahre zuvor „Goldie“ sich in sein Auto gemogelt hatte und auf der Suche nach Erdnüssen die Handbremse gelöst hat, was auf einer Bergstraße ungünstig ist. Er zeigt uns die Fotos von seinem Taxi, wie es gerade noch so in der Leitplanke am Abgrund hängt.

Zuletzt halten wir an den Great Siege Tunnels, die wir zwar nicht besichtigen, von wo aus man aber einen großartigen Blick auf La Linea hat. Irgendwo im Bild liegt die Robulla.

Vorne Gibraltar, hinten La Linea

Nachdem wir wieder an der Cable Car Station abgesetzt worden waren, gönne ich mir den Spaziergang mit dem Fahrrad in der Hand durch die Innenstadt von Gibraltar und stelle fest: Very British!

„Very British“, die Altstadt von Gibraltar

Ich lasse den Tag bei einer Portion frittierter Calamari im Hafenbistro ausklingen. Am nächsten Morgen verhole ich noch vor dem ersten Meeting an den Ankerplatz. Hier werde ich meinen Arbeitstag verbringen und anschließend endgültig in dieses Mittelmeer einfahren.

Du möchtest zukünftig sofort über neue Beiträge Informiert werden? Dann melde dich jetzt zum Newsletter an:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.