Alvor

Nachdem die ganzen Eigentlichs und Uneigentlichs von der Liste gestrichen worden waren, hatte ich das Hafenleben und die damit verbundene Immobilität satt. Ich wollte los und tatsächlich zeigte sich ein kleines Wetterfensterchen. Drumherum noch das eine oder andere Gewitter, aber dazwischen sollte es ruhig genug sein, um die paar wenigen Seemeilen bis nach Alvor hinter mich zu bringen. Tide passte auch, schließlich will man die gerne mit sich laufen haben.

Bedauerlicherweise haben sich die Gewitter nicht genau an den Zeitplan gehalten und so kollidierten Blitz und Donner mit den Öffnungszeiten der Tankstelle, die dringend noch um ein paar Liter Diesel und Benzin erleichtert werden wollten. Als die Unwetter schlussendlich vorbei und die Böen nicht mehr so schlimm waren, warf ich alle Leinen los, kaufte gefühlt die ganze Tankstelle und fuhr mit Robulla aus Portimao raus. Noch bevor ich die äußere Hafenmole passierte, erfreute ich mich des segelbaren Windes und rollte die ganze Genua aus. Als ich die Hafenmole passierte, fiel das Boot um. Huch!?

Tja, wäre wohl vermutlich ganz gut gewesen, den Blick zum Himmel zu richten. Da rollte aus Osten nämlich schon die nächste sehr schwarze, dunkle, bedrohliche Gewitterfront an. Da ich eigentlich auf „mal rüber motoren“ eingerichtet war, war das Boot natürlich überhaupt nicht seeklar aufgeräumt und ich musste noch schnell die strategischen Kissen zwischen die Flaschen platzieren, um größere Verluste zu vermeiden. Ich hatte außerdem die Option, jetzt einfach umzudrehen (auf keinen Fall) oder weiterzufahren (wird schon schiefgehen). Mittlerweile war es auch eigentlich schon für die Tide zu spät, eine Stunde nach Hochwasser würde ich in Alvor ankommen. „What could possibly go wrong“ dachte ich mir und fuhr weiter. Zumindest mal reingucken in die Flussmündung. Sollte das gar nicht gehen, kann ich immer noch nach Lagos ablaufen.

Und so flog die Robulla mit mittlerweile gereffter Genua mit 7kn Speed in Richtung der Lagune von Alvor.

Den Weg finden

Dort angekommen wurde dann doch der Motor angeschmissen, die Genua eingerollt und mal die Strömung gecheckt. Mein Bauchgefühl hat mich nicht getäuscht, hier läuft es auch noch gut nach und so zog mich noch ein leichter Flutstrom in die Flussmündung hinein.

Dann wurde es etwas doof. Meine Karte vermittelte mir eine Sicht auf die Dinge, die Lage der Tonnen eine andere. Als erfahrene Wattseglerin weiß ich natürlich: Lage der Tonnen sticht Karte. Also brav an der einen grünen Tonne orientiert und von der strack auf die Rote zugehalten.

Uncool. Plötzlich wird es spontan sehr flach. Prinzipiell habe ich mit Robulla gar kein Thema mit Grundberührungen. Ihr Kiel wurde mal als „prachtig, mooi“ bezeichnet und ist integraler Bestandteil des Rumpfes. Ich erlaube mir regelmäßig, die tatsächliche Wassertiefe damit zu testen. Selbstverständlich aber nicht mit 7kn Fahrt, sondern eher so… einem. Also Gas raus und mal gucken. Schlussenendlich mogle ich mich dann doch noch bis zum Ankerplatz vor der Stadt durch, der zwar gut besucht ist, an dem ich aber trotzdem noch ein gutes Plätzchen finde.

Nach dem Trubel des Werftgeländes und des Hafens herrscht hier himmlische Ruhe. Lediglich zweimal am Tag wird es etwas rumpelig, wenn die lokalen Fischer rein- oder rausfahren. Aufgrund der Enge des Fahrwassers fahren sie dabei sehr dicht an den Ankerliegern vorbei und dann schaukelt es halt mal kurz.

Dankbarkeit

Die Umgebung macht es aber mehr als wett. Traumhaft blaues Wasser, ewig lange Sandtrände, sogar Flamingos gibt es hier! Der Ausblick aus dem Cockpit ist umwerfend. Am ersten Morgen empfinde ich tiefste Dankbarkeit dafür, dass es mir möglich ist, an solchen paradiesischen Ort zu verweilen.

Ganz praktisch ist es hier auch nicht verkehrt: Mit dem Schlauchboot kann man problemlos in der Stadt anlegen. Dort kann man seinen Müll entsorgen und ein kleiner Supermarkt, ein Metzger und diverse Restaurants sind in direkter Nähe. Sogar zwei größere Supermärkte sind okay-ish nah. Insgesamt liegt man hier sehr gut geschützt, auch bei Wetter und hat dafür alles, was man so braucht.

Bedauerlicherweise leidet allerdings auch Alvor, ähnlich wie Lagos und Portimao unter viel zu vielen britischen Touristen. Mein persönliches Highlight war die Veranstaltung der „Algarve Experience“. Dabei fahren Engländer, die deutlich älter waren als ich nach Alvor, um in Kostümen à la Carneval de Rio (sprich: *sehr wenig* Stoff) ihrem inneren Partylöwen Freilauf zu gewähren. Nun gut. Jedem Tierchen sein Plaisirchen.

Ich bevorzugte dann für mich doch eher Ausflüge an meinen kleinen „Privatstrand“ oder Spaziergänge entlang der trockenfallenden Gebiete der großen Strände. Bedauerlicherweise hat der Außenborder erneut versucht mich und andere umzubringen. Das war dann doch einmal zu viel und so habe ich kurzerhand einen Neuen bestellt.

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