Eigentlich

„Eigentlich“ ist so ein lustiges Wörtchen. Ziemlich vielseitig das Ding. In meiner Realität kommt es häufig als Adverb zum Einsatz, mit dieser Bedeutung

kennzeichnet einen meist halbherzigen, nicht überzeugenden Einwand, weist auf eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht hin

https://www.duden.de/rechtschreibung/eigentlich_wirklich_urspruenglich

Eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht war in meinem Fall, in Portimao mein schon seit dem Winter bestelltes und quasi schon fertiges Bimini einzusammeln und mal schnell an Land zu gehen. Eigentlich nur um Antifouling zu streichen und die Propeller-Anode zu erneuern. Dann kam zum Tragen, dass wir hier von Boots-Projekten reden und in diesem Kontext „eigentlich“ viel zu oft fällt.

Also bin ich heute seit einem Monat in Portimao, davon stand das Boot 3 Wochen an Land. Zugegeben, den Krantermin habe ich etwas ungünstig bekommen. Nämlich am Morgen des Tages, an dem ich schon seit längerer Zeit einen Flug abends nach Deutschland gebucht hatte.

Zieh dich aus, kleine Maus

Also nur kurz das Boot mit der Hilfe meiner kleinen Reisegesellschaft zum Travellift gefahren, mit gefühlt 4.000 bar abkärchern lassen und sie dann auf dem Bock betrachtet. Bedauerlicherweise war das Bild, dass sich mir bot, eher ernüchternd. Ich hatte im Juli 2020 das Unterwasserschiff bereits einmal vom alten Antifouling befreit, dabei allerdings eine vorhandene Grundierung stehen lassen. Diese hat wohl dafür gesorgt, dass alle nachfolgenden Schichten nur bedingt hafteten. Für mich bereit standen hier schon 2 große Töpfe „Sea Hawk Biocop TF“, ein neues Antifouling aus den USA. Vertrieben wird es in Deutschland von M. u. H. von der Linden und der Hersteller verspricht dank Doppelbiozidtechnologie eine besonders gute Wirkung über einen längeren Zeitraum hinweg.

Das teure Zeug wollte ich eher nicht auf einen bröckeligen Untergrund streichen, deshalb: alles ab. Weil ich sonst noch ein bisschen was zu tun habe (mein Job macht sich nicht von allein), habe ich die wunderbaren Schleifarbeiten in die Hände von DM Yachtcare gegeben.

Wenn ich sowieso in Portimao bin, wo alle Gewerke rund um Boote vertreten sind (und noch kompetent und nett und preislich attraktiv), kann ich eigentlich noch mehr machen lassen. Also habe ich vom Edelstahl-Experten meine Badeleiter richten, den Bugkorb richten und umbauen, und einen Gennakerbeschlag herstellen lassen. DM Yachtcare hat nicht nur das Unterwasserschiff abgeschliffen und geprimert, sondern noch einen Spalt zwischen den Halbschalen, der am Wellenbock sichtbar geworden war, repariert und den Rumpf poliert. Das Bimini sollte selbstverständlich gemacht werden, mit ein paar Ergänzungen und der Riss im Großsegel ist gepatcht worden.

Bifana und ein Bier

Die Zeit vertrieben habe ich mir in hervorragender Gesellschaft. Henning und Siggi, die ich aus Nazaré kannte, waren schon vor mir in Portimao angekommen, zusammen mit ihrem Kumpel Gerry. Möglicherweise haben wir den einen oder anderen Abend zu lange noch im Cockpit eines der Boote gesessen, möglicherweise dabei den einen oder anderen Wein getrunken. Henning hat uns allerdings zwischendurch verlassen und Siggi und Gerry ihre Boote auch an Land gestellt, um diverse Arbeiten erledigen zu lassen.

Notgedrungen haben wir uns alternative Grillmöglichkeiten gesucht und so zum Beispiel die Rampe des Travellifts oder den Strand in Ferragudo mit unserer Streetcuisine beglückt. Außerdem gehörten wir gefühlt nach einiger Zeit mit zum Inventar in der lokalen Fischerbude, bei der Bifana 2,20€ und Bier 1,20€ kostet und die die spannendsten Gestalten beherbergt. Zwischendurch habe ich noch meinen Außenborder versucht wieder an den Start zu bekommen. Starten tut er mittlerweile, nur mit konstanter Drehzahl hat er so seine Probleme und schlussendlich hat er versucht, Siggi und mich in der Strömung des Rio Arade umzubringen. Seitdem ist der Außenborder Persona non grata und Gerry musste Abschleppdienste leisten, um uns zurück zur Aletis zu bugsieren, auf der wir dann grillen wollten. Herrliche Zeit, allerdings zog es sich doch und ich wollte wieder ins Wasser mit meiner Robulla, insbesondere da ja die Witch und die Aletis schon längst wieder schwammen.

Ocean Race Teil 2

Wie flott so ein Kahn fertig gemacht werden kann, habe ich diese Woche Dienstag erlebt. Am Mittwoch um 12 Uhr sollte Robulla in die Gurte gehängt werden, so dass die letzten Flecken Antifouling gestrichen werden können und um 14 Uhr sollte es ins Wasser gehen.

Dienstag um 10 Uhr bekam ich die Info, dass der Travellift am Mittwoch repariert werden soll und ich erst (möglicherweise) Donnerstag kranen kann. Vielleicht aber auch erst die Woche drauf. Alternativ heute um 17 Uhr.

Robulla sah zu dem Zeitpunkt zwar untenrum sehr sexy aus, weil da jetzt eine ganz wunderbare Grundierung in Form von Epoxyprimer drauf war, es fehlte aber noch das komplette Antifouling, das Bimini war noch nicht drauf, der Gennakerbeschlag, der an die Ankerrolle sollte war noch nicht fertig und der Rumpf noch nicht poliert.

Was soll ich sagen? Gott sei Dank waren es zu dem Zeitpunkt schon rund 30° und ein sehr trockener warmer Wind wehte, so dass das Antifouling schon beim Streichen trocknete und Robulla um Punkt 17 Uhr geschniegelt und gestriegelt in den Gurten des Krans hing. Ich hingegen war völlig fertig, denn das Antifouling habe ich zumindest zur Hälfte noch selber gestrichen und das Boot mit allem Drum und Dran fertig gemacht. Als mein Dickerchen dann endlich wieder im Wasser schwamm und ich das kurze Stückchen zur Marina mit ihr gefahren bin, standen mir die Freudentränen in den Augen.

Nun liegt sie brav im Hafen und bekommt die letzten Kleinigkeiten gerichtet. An den Bugkorb müssen noch die neuen Posis und an die Badeleiter die neuen Teakstufen. Das Bimini bekommt noch Moskitonetze. Jemand sollte dem Außenborder Manieren beibringen. Eigentlich sollte ich auch noch ein paar andere Dinge erledigen. Eigentlich sind sie aber nicht wichtig und deshalb bleiben sie noch ein bisschen auf der To-Do-Liste.

Glückliche Eignerin im Outdoor Office dank Bimini

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3 Antworten zu „Eigentlich“

  1. Avatar von Christian Müller
    Christian Müller

    Hi.. vielleicht hast du meine Frag im Segeln Forum gesehen.. Ich fragte dort nach dem Außenborder und wie man ihn am Heck befestigen kann. Hast du bei der Robulla einen Hilfsantrieb ?
    Ich habe mich für die Dinghy Lösung entschieden mit AB.
    Gruß
    Christian

    1. Avatar von Sailing Robulla

      Hi Christian,
      der Außenborder hängt bei mir an einem Teakbrett am Heckkorb. Als Hilfsantrieb habe ich einen nagelneuen Dieselmotor und einen gereinigten Tank 😉

  2. Avatar von Jörg
    Jörg

    Ist das ein 2 Takt Außenborder? Damit haben wir im Verein oft Probleme nach der Winterpause.
    Da versuch ich immer zuerst Vergaserreiniger in den Tank. Anschließend mal eine Stunde fahren und mit frischem Benzin auffüllen. Wirklich selten muss ich danach doch noch an den Vergaser.

    Bei Motoren, die nur sehr selten oder sehr kurz laufen, empfiehlt sich Alkylatbenzin (z.B. Aspen) eigentlich für Gartengeräte, Kettensägen usw. altert aber nur sehr langsam und behält seine Startfähigkeit über Jahre.

    Gute Fahrt!

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