Müssen

Seit zwei Tagen zerbreche ich mir mein kleines Köpfchen, was ich denn im nächsten Post schreiben soll. Denn ich muss ja am Samstag etwas veröffentlichen. Allerdings war meine Woche superkacke und geprägt von diversen Eskalationen im Job. Dieses ach so biedere 40-Stunden Ding, dass es mir den finanziellen Puffer gibt, um hier überhaupt irgendwas zu tun. Da musste ich noch mit dem xyz sprechen, und dann mussten wir noch einen Plan machen, und so weiter. Das ging bis in die späten Abendstunden, und eigentlich hätte ich mir noch A Coruna angucken müssen, und Fotos machen müssen und auf dem lokalen Markt einkaufen müssen. Das Wetter war auch noch richtig mies, viel Wind, viel Regen. Wind aus der falschen Richtung, so dass ich nicht weiterfahren konnte. Obwohl ich das dringend wollte, denn neben dem Clubo Nautico Real in A Coruna tauchte jeden morgen ein noch größeres Kreuzfahrtschiff auf, dass den ganzen Tag mein Büro mit seinen Abgasen verpestete. Alles doof.

Dazu kommt, dass ich das Winterlager für Robulla klar gemacht habe. Die Dicke bleibt in Povoa de Varzim. Meinen Flug nach Deutschlang habe ich für den 27. September gebucht. Ich habe beruflich in Köln Dinge zu erledigen und dann bietet es sich an, die Segelsaison zu beenden. Ich freue mich auch sehr darauf, ungehetzt Zeit mit meinen Freunden verbringen zu können und selbstbestimmt zu duschen und die Stadt, in der ich nun schon 10 Jahre wohne, wieder zu erleben. Aber: Das Ende naht und ich muss doch vorher noch in die Rias und dort meinen Urlaub verbringen. Ja, Urlaub! Denn der muss auch genommen werden 😀

Zwischen all diesen Dingen, die man muss, habe ich aber doch noch irgendwie Zeit gefunden, neue nette Menschen kennenzulernen, mit meinem Expeditionsklapprad vom Lidl (Aldi?) eine Runde um die Stadt zu fahren, zumindest im Supermarkt einzukaufen. Sogar richtig gekocht habe ich. Nach einer Woche in A Coruna habe ich schlussendlich meine sieben Sachen gepackt und bin kurzerhand Donnerstag nach Feierabend in Richtung Camarinas losgetuckert. Unterwegs find das Wasser spontan an zu glitzern. Ich habe kurz überlegt, ob ich aus Versehen Drogen genommen, oder zu wenig Wasser getrunken hatte. Es stellte sich allerdings heraus, dass es ein Schwarm kleiner Fische war, die immer wieder aus dem Wasser gesprungen sind. Man entdeckt halt immer wieder noch was Neues unterwegs!

Kaum 10 Stunden Motorfahrt später war ich in einer vom Mond hell erleuchteten Bucht angekommen, in der die Emma schon auf Robulla wartete. Und in der dann der Rocna erst noch zwei Mal neu angesetzt werden musste, bis er hielt. Kommt um 3 Uhr morgens richtig Freude auf, das sag ich euch! Insbesondere, wenn um 7 Uhr der Wecker klingelt und der nächste Tag mit Eskalationen ansteht.

Hat sich aber gelohnt, hier ist schön. Insgesamt bin ich verliebt ins Ankern. Für so einen ollen Einzelgänger die perfekte Lösung. Und als Manöver Einhand tausendmal einfacher als im Hafen an- oder abzulegen. Üblicherweise, wenn man es richtig gemacht hat, wacht man dann in einer wunderbaren Stille auf, die gar keine ist: Da ist das Rauschen der Brandung, das Zwitschern der Vögel, und aus irgendeinem Grund, das obligatorische Kläffen eines Hundes. 5 von 5 Sterne, würde ich wieder machen 😊

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