Ich verstehe jetzt, warum sich die Offshore Regatta Szene Lorient als Basis ausgesucht hat. Das Revier hier ist ein absolutes Träumchen. Das Wasser ist wunderbar blau, die Landschaft abwechslungsreich, Segeln kann ganz einfach oder auch ganz herausfordernd sein – je nachdem, wie man es gerne hätte. Man kann Abends im Stadthafen oder in einer „einsamen“ Bucht vor Anker liegen. Es gibt Strände und Wälder und Städte. Das ganze immer in einer angenehmen Distanz.
Quiberon und seine Bucht sind eines DER touristischen Ziele Frankreichs. So begegnet man in der Stadt unfreiwillig den Attraktionen, die ich auch noch aus unseren Urlaub in meiner Kindheit kenne: Pétanque Turniere auf Campingplätzen, Live Bonbon-Herstellung und dem obligatorischen Hinweis, man möge in der Brasserie bitte eine Hose tragen.
Von Quiberon ging es für uns in den Golfe du Morbihan und hier fiel es mir schwer, das breite Grinsen wieder loszuwerden. Wer gerne Wildwasserbahn fährt, beim Alderney Race nur müde gähnt, skandinavische Schären mag und das aber gerne mit französischer Küche vereinen möchte, ist hier bestens aufgehoben. An den engen Stellen stehen bis zu 9 Knoten Strom, während nebendran der Jüngsten-Segelkurs mit 5-7jährigen stattfindet. Ich bin auf der einen Seite des Fahrwassers in 5 Knoten Strom geraftet und auf der anderen Seite, also doch ganze 30 Meter entfernt, surfte mir eine kleine Jeanneau auf 3 Knoten Gegenstrom entgegen. Leider kann man keine Fotos und Videos gleichzeitig einbinden, deshalb folgen letztere separat. Zwischen den Stromschnellen gibt es jede Menge kleine Inselchen, vor denen man ankern oder sich an eine der Mooringbojen festmachen kann. Ein absolut krasses Revier, das übrigens für seinen Austern berühmt ist.
Nach der Nacht im Morbihan entschloss sich unsere kleine Flotille, Étel einen Besuch abzustatten. Étel rühmt sich damit, in einer der schönsten Rias der Südbretagne zu liegen. Das konnten wir natürlich nicht ungeprüft stehen lassen. Wie es sich für eine ordentliche Ria gebührt, liegt auch vor Étel eine ordentliche Barre, mit allen damit verbundenen bekannten Schwierigkeiten, bis hin zu den gefürchteten Grundseen. Damit diese Barre dem gemeinen Seefahrer nicht zum Verhängnis wird, kümmert sich der Leuchtturm von Étel darum, Boote in die Ria hinein und auch wieder hinaus zu lotsen, oder im notwendigen Fall auch die Einfahrt zu sperren. Der Leuchtturmwärter, der die Boote ausschließlich auf Sicht (kein AIS oder so!) wohlbehütet über die Barre führt ist ein wirklich erschreckend freundlicher Mensch, der aber leider nur Französisch spricht. Deshalb reihten sich die beiden anderen Boote ganz brav in meinem Kielwasser ein und taten genau, was ich auch tat. Ich tat dabei genau das, was der sehr freundliche Leuchtturmwärter mir über Funk mitteilte. Im Krebsgang ging es für uns dann in die Flussmündung, in der satt Strom stand. Der Hafen war schlicht, aber dafür auch günstig. Étel feierte an dem Wochenende das „Thunfischfest“, denn der Ort ist tatsächlich für seinen Thunfischfang bekannt. An den Flussufern lockten Badestrände.
Für uns ging es allerdings schon am nächsten morgen mit dem frühen Hochwasser wieder raus, in Richtung Lorient. Dort wollten wir Samstag Malizia beobachten, wie sie das erste Mal segelt und die Crews der Balu und Solveig die letzten Vorbereitungen für ihre anstehende Biskaya-Überquerung treffen.
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