Zwei der häufigsten Fragen, die mir gestellt werden sind ob meine Art des Segelns nicht einsam sei und ob das nicht hart wäre, so allein.
Nun bin ich im „ganz normalen Leben“ Single ohne Kinder. Das bedeutet, dass ich mein Einkommen alleine generiere, dass ich die Miete alleine zahle, dass ich alleine den Haushalt führe, dass ich Entscheidungen alleine treffe, und sei es nur, was es zu Essen gibt. Natürlich wäre das zu zweit praktischer, aber es funktioniert auch, wenn man nur Eine ist. Für Segeln gilt das gleiche: Manches wäre einfacher, wenn ich noch jemanden dabei hätte. Andere Sachen aber auch schwieriger. Genauso wie man Kompromisse eingeht, wenn man mit jemanden zusammen wohnt. Dabei geht es nicht nur darum, nicht mehr einfach alleine über das nächste Etappenziel entscheiden zu können, sondern insbesondere möchte ich nicht die Verantwortung für jemand anderen tragen müssen. Alleine finde ich nicht härter, als mit mehreren. Es ist nur anders hart.
Einsamkeit ist dann wiederum eine ganz andere Sache. Ich bin zwar alleine, ich bin aber nicht einsam. Zum einen, weil ich ganz gut mit mir selber klar komme und mich öfters auch mal nach einem harten Arbeitstage darauf freue, nichts mit anderen Menschen zu tun zu haben und Zeit und Ruhe zu finden, um mich mit meinen Gedanken auseinander zu setzen. Mein Therapeut meint, das sei eine Flucht davor, sich in ernsten Beziehungen öffnen zu müssen. Aber das kann er ja gerne meinen.
Zum anderen, und hier liegt einer der Gründe, warum ich Segeln so toll finde, weil man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterwegs neue Bekanntschaften, vielleicht sogar Freundschaften schließen wird. In Kontakt zu treten ist im Hafen so einfach: Beim Anlegen helfen, kleinen Plausch halten, bei Sympathie auf ein Bier einladen. Zack, neue Bekannte! Mit denen kann man sich dann auch mal abstimmen, was das nächste Wetterfenster oder das nächste Ziel angeht. Das macht das Alleinsein weniger hart. Reist man an der Küste entlang, sind die Optionen bezogen auf Häfen eher eingeschränkt und man trifft die selben Boote regelmäßig wieder. Ich bezeichne das gerne als kurze Lebensabschnittsgemeinschaften, die man dabei eingeht. Im Gegensatz zu den Menschen, die man im normalen Leben so um sich hat, die alle irgendwie in der selben Blase leben, hat man dabei die Chance ganz diverse Persönlichkeiten und Lebensgeschichten zu entdecken. Es eröffnet neue Perspektiven.
Mit ein bisschen Glück, trifft man dabei auf ganz wunderbare Menschen, die man gerne ins Herz schließt. Dieses Glück hatte ich tatsächlich auch auf meiner Reise, und so sind wir seit rund einem Monat eine vorzügliche Reisegemeinschaft, die sich um die Welt repariert. Wir haben gemeinsam Roscoff, Aber Wrac’h, Camaret, Brest, Audierne, Îles de Glénan, Lorient und jetzt Quiberon besucht und eine ganz fantastische Zeit miteinander verbracht. Die Crews der Balu und Solveig planen für nächste Woche ihre Biskaya-Überquerung, während bei mir vorher noch ein Heimatbesuch ansteht. Ich bin mir aber sicher, dass ich sie wiedersehen werde. Man sieht sich immer zweimal im Leben und so einfach kommen mir Christiane, Dieter, Karin und Stephan (in alphabetischer Reihenfolge) nicht davon 😉
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