Das ist hier irgendwie ganz, ganz krass für mich. Camaret beziehungsweise Brest sind die Orte, von denen aus man die Biskaya überquert. Jetzt stehe ich hier plötzlich vor einer Einhand-Biskaya-Querung und habe keine Ahnung, wie ich da hineingeraten bin. Nun ist die Biskaya nur ein kleiner Teil Atlantik und auch keines der Kaps, aber doch schon etwas, von dem man behaupten kann, dass es einen ein wenig fordern kann. Für alte Salzbuckel nichts Besonderes. Für mich aber aktuell etwas ganz Riesiges!
Vor ziemlich genau 6,5 Jahren habe ich beim Feiern in Köln einen Typen kennengelernt, der mir beim 68. Kölsch erzählte, dass er selbstständig ist und rund 6 Monate im Jahr arbeitet und das Geld beiseite legt, und die andere Hälfte des Jahres nimmt er sich sein Boot und segelt. Diesen Lebensstil konnte ich mir für mich auch gut vorstellen, und so überlegte ich mal, wie ich das hinkriegen könnte. Segeln lernen war für mich der erste Schritt, und als gute Deutsche habe ich das gemeint über die gesetzlich vorgeschriebenen Führerscheine abbilden zu können. Der SBF See war eher ein Reinfall was Segeln angeht. Mit dem SBF Binnen am Unterbacher See denke ich, konnte ich eine ordentliche Grundlage schaffen. Irgendwie ist dort auch schon ein Grundstein für meine weitere seglerische Karriere gelegt worden. Von 2016 bis 2017 durfte ich bei ganz vielen lieben Menschen, die inzwischen zu den wichtigen in meinem Leben zählen und ich nicht mehr missen möchte, auf ihren Booten mitsegeln und meine Erfahrung ausbauen.
2018 kam es dann irgendwie zum Pflegeboot, der Neptun 22. 2019 kam auch schon Robulla in die Familie und damit verbunden 3 intensive Refit- und Zusammenwachsen-Jahre.
Und jetzt, Juli 2022, liegt mein Böötchen in Brest. Gemeinsam haben wir insgesamt rund 2.500sm im Kielwasser gelassen und einiges zusammen erlebt, und hier dieses große Meer vor uns. Nichts mehr kuscheliges Ijsselmeer, harter Atlantik! Mir fällt es schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen. Seitdem wir aus dem Chenal du Four raus sind, und für mich „wirklich“ auf dem Atlantik angekommen sind, habe ich ein ganz seltsames Gefühl im Bauch. Mit meinen beiden Lieblings-Wegbegleiter-Crews sprechen wir aktiv darüber, wann in den nächsten zwei Wochen (!!) eine Überquerung möglich wäre. Es ist ganz krasse Realität, in die meine Idee sich da scheinbar selbstständig verwandelt hat. Obwohl ich das gesamte Projekt Schritt für Schritt angegangen, mich ganz langsam vorgearbeitet habe, stehe ich nun an einem Punkt an dem ich vollkommen überwältigt davon bin, wie weit man in solch kleinen Schritten „plötzlich“ kommen kann.
Genau so geht es allerdings auch erstmal weiter: Da locken noch ein paar Inseln an der französischen Küste und auch noch eines dieser sentimentalen Ziele steht auf der Bucket-List, bevor Robulla und der Kater und ich uns über den kleinen großen Teich trauen.
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