Atlantik West nach Ost – Wetterchen

Zum Ende unseres kleinen Törns bekamen wir während der letzten zwei Tage etwas Abwechslung in das Leben an Bord.

Wie in den Vorhersagen angekündigt, hat der Wind Mittwoch um Mittag herum auf bummelig 30 Knoten aufgefrischt. Da er unser Boot von schräg hinten angriff, war das allerdings gar nicht so schlimm. Durch den Fahrtwind reduziert sich der auf dem Boot wahrgenommene Wind und Balu kann sowieso auch ein büssken mehr Wind ab.

Die Temperatur ist leider auf 20°C gefallen und es fing an, viel zu regnen. Ein klassischer deutscher Sommer also, fast schon heimatlich.

Ein bedauerlicher Nebeneffekt von mehr Wind ist allerdings, dass sich unweigerlich im Laufe der Zeit auch die Wellenhöhe mit einer deutlichen Tendenz nach oben verändert. Am Ende sind wir bei einer signifikanten Wellenhöhe von rund 2,5-2,7 Metern gelandet. Das mag für unerfahrene Segler nach gar nicht so viel klingen. Wenn man aber weiß, dass die Angaben zur Wellenhöhe nicht vom Tal bis zum Kamm gemacht werden, sondern nur über die halbe Distanz, dann sind insgesamt 5 Meter hohe Wellen schon eine andere Hausnummer.

Unsere Wellen kommen, wie der Wind, von hinten. Das ist beeindruckend, wenn sich hinter dir eine Wand aus stahlblauem Wasser auftürmt, und den Anschein erweckt, als wolle sie gerne auf ein Schwätzchen im Cockpit vorbeikommen. Nur um dann ganz entspannt unter dem Boot wegzurollen. Insbesondere nachts ist das ein besonderes Erlebnis, wenn man nur den dunklen Schatten erkennt und ein dem Rauschen der Brandung ähnliches Geräusch von hinten herandonnern hört.

All das ist aber noch nicht das wirklich schlimme an den Wellen. Es ist das, was die Wellen mit dem Boot machen. Es geht hoch und wieder runter, es rollt von rechts nach links. Bei der uns betreffenden See, die wie man so schön sagt „leicht konfus“ ist, auch noch vollkommen unberechenbar.

Es fühlt sich ähnlich an, als würde man auf dem lokalen Rummel mit der „Wilden Maus“ fahren. Zack, nach rechts. Zack, nach links. Wenn man das in seiner Koje erlebt, bleibt dabei die äußere Hülle eines Menschen zwar hoffentlich ortsunverändert. Das Innenleben, die Organe, die fahren allerdings die wilde Fahrt mit. Man kann sich vorstellen, zu welch großartigem Schlaferlebnis dies führt.

Damit hört der Spaß aber noch nicht auf. Zumindest ist in der Koje die Verletzungsgefahr gering. Möchte man natürlichen Bedürfnissen nachgehen, also vielleicht mal etwas zu Essen zubereiten oder gar das stille Örtchen aufsuchen, wird das wahrlich abenteuerlich. Wie geschrieben, ruft euch noch einmal das Bild der „Wilden Maus“ auf und dazu, wie ihr mit blankem Hinterteil versucht, irgendwie auf dieser Schüssel sitzenzubleiben, die Hose wie Fußfesseln um die Knöchel hängend.

Nun gut. Ich will nicht jammern. Im Gegensatz zu anderen Seglern, die ein paar Wochen vor uns aufgebrochen waren, müssen wir nur rund 3 Tage unter diesen Bedingungen leiden. Denn Tatsache ist: Wir befinden uns im Endspurt! Noch rund 111 Seemeilen bis Horta. In weniger als 24 Stunden werden wir unser Ziel erreicht haben.

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