Der eine oder andere mag mitbekommen haben, dass ich wohnhaft in Köln bin. Gebürtig bin ich allerdings aus dem wunderschönen München. Die ersten neun Jahre meines Lebens durfte ich in Taufkirchen (das ohne Zusätze) verbringen. Von meinem Kinderzimmer aus konnte ich bei Föhn die Alpen sehen. Berge mit Wäldern und grünen Wiesen, auf denen Kühe genüsslich wiederkäuen bedeutet für mich Heimat. Selbst wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, aber weder der Schwarzwald noch das Bergische oder die Eifel kommen da ran.
Nun bin ich vor einer Woche in diesem Galizien gelandet, eh schon mit Kloß im Hals, und bekomme den einfach nicht los. Wenn ich mich hier so umsehe, den Blick über das Tal, in dessen Sohle Viveiro liegt, schweifen lasse, dann fühlt sich das nach Heimat an.
Als ich die Vendée verlassen habe, war sie wie der größte Teil Europas geplagt von einer Dürre. Das gesamte Land war nur noch in Schattierungen von Gelb-Braun verfügbar. Zugegeben, ein optisch ansprechender Kontrast zum sehr blauen Wasser. Dennoch nicht so direkt das, was man der Natur wünscht. Galizien steht dem scheinbar diametral gegenübergesetzt. Am Tag meiner Ankunft hängen die Wolken tief, zum Greifen nah. Die Natur vermittelt dein Eindruck von unendlichem Überfluss, so grün ist hier alles. Gut, die Wälder sind nicht die guten deutschen Mischwälder, sondern bestehen aus Eukalyptus mit eingestreuten Palmen. Trotzdem: heimatlich.
Zusammen mit Marco haben wir aber nicht nur Berge erkundet (Profitipp: Taxi aufn Berch kostet 10€ pauschal), sondern er hat mich auch noch dabei unterstützt, endlich mal den Außenbordmotor am Schlauchboot in Betrieb zu nehmen. So sind wir zwei todesmutig in eine von Marco empfohlene Bucht gedüst, um dort zu tun, was man an einem sonnigen Sonntag in Spanien macht: Nichts. Na gut, nicht ganz, es sei denn man zählt Schnorcheln auch zum Nichtstun. Obwohl das Wasser ein wenig aufgewühlt war, konnten wir Fischies, Muscheln und andere Muscheln beobachten.
Da ich weiß, dass ich nicht der einzige Mensch mit diesem Spleen bin, kann ich hier auch ganz offen darüber reden. Einer meiner wichtigsten und liebsten Tagesordnungspunkte nach Ankunft in einem neuen Land ist ein ausführlicher Ausflug in einen gut-sortierten Supermarkt. Ja, „Ausflug“. Ich möchte dort in Ruhe jedes Sortiment begutachten, um dann ausgewählte Exotika zu ergattern. Besonders spannend finde ich dabei Süßwaren, Chips und Co, sowie Putzmittel. Hier in Spanien zum Beispiel gibt es so richtig geil riechende „schwarze Seife“. Die wurde direkt eingepackt. Außerdem noch Fleisch von mit Kastanien gemästeten Schweinen – ein Träumchen!
Nach vier Tagen in Viveiro ging es dann für mich weiter. Heiße 7 Seemeilen, in die nächste Bucht. Den ersten Abend lag noch ein Engländer dort, Donnerstag kam Marco auf einen Tagesausflug vorbei. Ansonsten war es sehr angenehm ruhig. Neben der vom Strand zu mir herüber getragenen Stimmen einiger Badegäste hörte ich sonst nur die Brandung und das Gluckern der Wellen, wenn sie in die eine Höhle in der Küste einliefen. Galizien bietet mehr als nur eine Gelegenheit zum Ankern und es findet sich vermutlich wirklich für jede Windrichtung ein geschütztes Plätzchen. Der Ankergrund ist meistens Sand, in dem der Rocna ganz wunderbar hält. Weil die Küste sehr schnell abfällt, kann man auch wirklich nah an Land liegen.
Freitag tat sich ein kleines Nord-Wind-Fensterchen auf, das ich nutzte, um bis A Coruna zu fahren. Zum Frühstück gab es vorher noch einen ganz wunderbaren Regenbogen, nur in „meiner“ kleinen Ankerbucht. Unterwegs bekam ich Besuch von schwimmender guter Laune in Form von Delfinen und hier im „Clubo Nautico Real“ merke ich, dass ich wieder auf dem Trampelpfad der Barfußroutensegler angekommen bin. Zwischen Brest und Viveiro trifft man dann doch nicht ganz so viele Nordeuropäer, während der Hafen in A Coruna voll davon ist.
So, nun genug geschrieben, die Stadt wartet auf Erkundung!
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